Kingsbarns - vom einem Traum zum ersten Dram
Wenn man über den zum besten Lowland Whisky 2020 (World Whisky Awards 2020) gekürten Kingsbarns Dream to Dram Single Malt Scotch Whisky spricht, dann sollte man zuallererst die Entstehung dieser jungen Brennerei erzählen, die mit der Restaurierung und Verwandlung eines historischen und halb verfallenen Gehöfts in eine Brennerei begann.
Erbaut um 1800 als Teil der East Newhall Farm von Thomas Erskine, dem 9. Earl of Kellie, versorgte dieses charmante, im Georgianischen Stil erbaute Gehöft einst das imposante Cambo House und dessen Anwesen. Die Wemyss Family, deren Verbindung zu Whisky bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurückreicht, kennt und schätzt man in Wiskykreisen schon lange für Ihre wundervollen Independent Bottlings. Mit dem mutigen Schritt, die East Newhall Farm zu kaufen, begann für die Familie der Traum von einer eigenen Destillerie in den Schottischen Lowlands: Kingsbarns Distillery.
Ein derart historisches Gebäude zu erhalten und in eine Destillerie umzuwandeln ist mit einer ganzen Reihe von Schwierigkeiten verbunden, da viele Vorschriften des Denkmalschutzes eingehalten werden müssen. So kam es auch, dass die beiden Pot Stills wesentlich niedriger ausfielen, als ursprünglich angedacht, da weder die Gebäude, noch deren Dächer verändert werden durften. Da man aber einen für die Schottischen Lowlands typischen, leichten, fruchtig-floralen und zugänglichen Single Malt Whisky produzieren wollte, ist ein gewisser Reflux (Rückfluss der Alkoholdämpfe) und viel Kupferkontakt dringend erforderlich. Dies löste man durch auffällig lange Lyne Arms, sowohl an der Wash Still wie auch an der Spirit Still.
Wer den Kingsbarns Dream to Dram probiert, wird mit Erstaunen feststellen, wie viele wundervolle Fruchtnoten dieser Whisky enthält. Dies ist neben der Art der Destillation auch der hervorragenden Qualität der verwendeten Gerste aus der Grafschaft Fife, sowie der langen Fermantationszeit von 72-120 Stunden zu verdanken, die hohe Esterkonzentrationen hervorbringt. Kingsbarns verwendet dafür einen 50/50 Mix von Hefestämmen von Anchor und Fermentis. Das Ergebnis des Fermantationsprozesses, die "Wort" (Englisch für Würze), ist bei Kingsbarns hell und klar, beinah an ein Lagerbier erinnernd, allerdings mit einem Alkoholgehalt von etwa 8%. Diese Würze verleiht dem Kingsbarns Whisky seine wundervoll fruchtig-floralen Noten. Denn man muss wissen: nur was in der Wort enthalten ist, kann später auch im New Make landen, denn die Brennblase verdichtet und verändert Aromen, kann aber keine hinzudichten.
Der für den Whisky verwendete Cut aus der Destillation ist sehr hoch und eng gesetzt, d.h. nach etwa 8 Minuten "Heads" fängt man für etwa 3 Stunden den New Make ein, zwischen 73% und 69% Alkohol, was am Ende einen Durchschnitt von etwa 73% Alkohol für den frischen New Make ergibt. Dieser wird nach einer Ruhephase mit Wasser aus der etwa 100 Meter unterhalb der Destillerie gelegenen Aquifer (auch Grundwasserleiter genannt) auf 63.5% Alkohol verdünnt und schliesslich in die Fässer gefüllt. Das zur Verfügung stehende Wasser ist für einen Whisky einer der entscheidenden Faktoren und Kingsbarns hat das grosse Glück, über herausragendes Wasser zu verfügen, das reich an Mineralstoffen ist und der.
Nach unendlich lang scheinender Restaurations- und Bauzeit der Kingsbarns Distillery wurden im März 2015 schliesslich die ersten Fässer gefüllt. Verwendet werden etwa 90% Ex-Bourbon Fässer, da diese gemäss Distillery Manager Peter Holroyd die DNA, den Charakter des Kingsbarns Whiskys am besten unterstützen und das beste aus dem New Make hervorbringen. Knapp 10% machen so genannte STR(Shaved, Toasted and Re-Charred) Casks aus. Dabei handelt es sich um ehemalige Portugiesische Rotweinfässer, die ausgeschabt und neu geröstet und ausgeköhlt werden. Diese geben dem Dream to Dram zusätzliche Komplexität und Aromenintensität.
Der Filling Plan, also die Planung von Befüllung, Reifung, bis zum Abfüllen der Fässer in Flaschen, reicht übrigens etwa 20 bis 25 Jahre in die Zukunft. Ein Zeithorizont, der in unserer heutigen, schnelllebigen Gesellschaft kaum mehr vorstellbar ist. Vielleicht ist es genau dieser Umstand, die Ruhe und das Akzeptieren von Zeit als entscheidener Faktor in der Reifung zu einem herausragenden Whisky, der diesem wundervollen Getränk zu seinem heutigen Ansehen und seiner Beliebtheit verholfen hat. Entschleunigung in flüssiger Form. Slàinte! (MD)
Ein Wachturm? Nein, ein Doocot!
Eines der auffälligsten architektonischen Merkmale der malerischen Kingsbarns Distillery ist der Doocot (das schottische Wort für Taubenschlag). Dieser war ursprünglich ein freistehendes Bauwerk, das mit seinen Zinnen im Adamstil und den gotischen Details auf den ersten Blick wie ein Miniatur-Festungsturm aussieht.
Doch der Doocot wurde nicht nur zur Schau gebaut. Seine zahlreichen Terrakotta-Nistkästen beherbergten einst einen Schwarm wohlgenährter Tauben, die die Küche des Gutsherrn mit Fleisch und Eiern versorgten.
Das Sandsteinmauerwerk und die mit Kalkharzen verkleidete Aussenseite des Doocot wurden sorgfältig im ursprünglichen Stil restauriert. Über 600 "Doo-Boxes" aus Terrakotta wurden konserviert und das Pfannendach ersetzt, so dass es für weitere 200 Jahre gerüstet ist.
Die schottische Wemyss Familie lebt seit vielen Jahren Ihre Leidenschaft für Malt Whisky aus und ihre Verbindungen zur Branche reichen bis Anfang des 19. Jahrhunderts zurück, als John Haig (Gründer von Haig's) seine erste Destillerie auf dem Land der Familie erbaute.
"This rare opportunity to distil our own single malt whisky and develop a new Scotch whisky brand to support our existing business as an independent bottler will secure the family interest in Scotch for the next generation."
(William Wemyss)