Old Tom Gins waren im 18. Jahrhundert ein gangbarer Weg, um die teils recht scharfen Destillate trinkbarer zu machen. Geschmacklich liegen sie in der Regel zwischen klassischen London Dry Gins und Holländischem Genever. Mit der Verbesserung der Brennqualität über die vielen Jahrzehnte hinweg, verlor dieser alte Klassiker an bedeutung. Seit einigen Jahren aber erlebt er ein Comeback und viele bekannte Gin-Marken füllen nun auch eine Old Tom Variante ab.
So auch die Kyoto Distillery in Japan. Im Grunde handelt es sich um eine gesüsste Variante ihres Klassikers KI NO BI Kyoto Dry Gin. Dieser basiert auf Reisbrand als Basisalkohol und wird in Sachen Rezeptur im klassischen Dry Gin Stil gehalten - jedoch mit Japanischen Akzenten.
Japanische Botanicals sind dabei selbstredend ein Muss. Neben den kleinen gelben, zitronenartigen Yuzu aus dem Norden der Kyoto Präfektur, beinhaltet die Rezeptur auch Bambus, Gyokuro-Tee aus der Region Uji, grünen Sansho Pfeffer und eine sehr interessante Zutat, die wir bereits vom Komasa Hojicha Gin kennen: Holzspäne der Hinoki, der Japanischen Zypresse, die eng verwandt mit dem Wacholder ist.
Wie auch der Komasa Hojicha ist der KI NO BI Gin damit anders als die üblichen Verdächtigen der Gin-Welt. Er ist würziger, beinah kräutrig angelegt und weniger auf Fruchtigkeit bedacht.
Bei solch intensiven Botanicals ist ein gutes Näschen für die richtige Assemblage gefragt. Doch das Team der Kyoto Distillery besitzt nicht nur jede Menge Expertise in Sachen Destillation, sondern beherrscht auch die hohe Kunst des Blendings.
So werden die Botanicals in 6 Gruppen aufgeteilt:
- Basis (über 50%): Wacholderbeeren, Iriswurzel und Hinoki
- Zitrusfrüchte: Yuzu und Zitronenzesten
- Kräuter: Sansho Pfefferkörner, Kinome und Hana-Sansho (Blätter und männliche Blüten des Sansho Pfeffers)
- Tee: Gyokuro (hochwertiger Grüner Tee)
- Gewürze: Ingwer
- Blumen: Bambus-Blätter und Rote Shiso (Perilla)
Die Gruppen werden separat destilliert und anschliessend vermählt, um die perfekte Balance der Aromen zu erhalten. Bis hierher handelt es sich im Grunde um einen KI NO BI Gin. KI NO TOU Old Tom Gin wird daraus durch die anschliessende leichte Süssung durch Zugabe von Kokutou, was im wahrsten Sinne des Wortes "schwarzer Zucker" bedeutet. Dieser stammt von der Insel Yonaguni, die Teil der Präfektur Okinawa ganz im Süden Japans ist. Diese Zuckersorte wurde bereits im 17. Jahrhundert verwendet und ihre Gewinnung findet auf eine Weise statt, die dem Zucker einen höheren Mineraliengehalt als bei den meisten üblichen Zuckersorten lässt. Damit wird der Gin durch den Kokutou nicht nur gesüsst, sondern verleiht im sogar noch zusätzliche Komplexität.
(MD)